Suchen

Samstag, 8. August 2009

Anreise 2009: Köln - Hendaye

-== ZUM INHALT ==-

Freitag, 07.08.2009

Anreise 2009: Köln - Hendaye

Distanz: 1327 Km -
Dauer*: 13:14 Std. (17:46 - 07:00 Uhr)
Übernachtung: Zug

*inkl. Pausen


Köln Hauptbahnhof

Reiseplan:
Thalys: Köln Hbf - Paris Nord
Metro: Paris Nord - Paris Montparnasse
TGV: Paris Montparnasse - Hendaye

Mein Gepäck will noch bis in die Nacht gründlich mehrfach überprüft und neu geordnet werden. Habe ich alles? Was ziehe ich nur an? Gut, dass die Auswahl begrenzt ist. Ich muss, weil kann, mich nur zwischen dem Lang- und dem Kurzarmoberteil entscheiden. Es ist zwar August, aber ich bin in Köln, also werden es das Langarm-Shirt und die Zipp-Off-Hose, noch in der langen Variante. Endlich kann ich mich zu der Überzeugung durchringen, dass ich an meinem Gepäck jetzt sowieso nicht mehr viel ändern kann und begebe mich widerwillig ins Bett. Ich schlafe schlecht. Wenig und unruhig.

Selbstverständlich schaue ich auch heute noch auf der Arbeit vorbei. Warum auch nicht, schließlich ist Freitag und der Zug fährt erst heute Abend. Was jetzt nicht vorbereitet ist, brauche ich hoffentlich auch nicht. Pünktlich um 14:30 Uhr streiche ich aber auch hier die Segel, sammele meine Siebensachen ein und begebe mich mit der Straßenbahn zum Bahnhof.

Kurz hinter dem Zeitplan legt der Thalys um 17:46 Uhr in Richtung Paris ab. Endlich. Die Fahrt verläuft, abgesehen von einem kurzen Aufenthalt wegen eines technischen Defektes, reibungslos. Gegen 19:30 Uhr passieren wir Lüttich, eine halbe Stunde später Brüssel. Ich bemerke Wassertropfen, die vom Gepäckfach über mir herabfallen und werde dezent unruhig. Das Wetter ist leicht zugezogen, vorhin sah es noch etwas nach Regen aus. Aber die Fenster sind doch dicht? Vielleicht die Klimaanlage? Nein. Ich fasse hoch zu meinem Rucksack und fühle zu meiner Bestätigung, dass er tatsächlich die Quelle ist. So ein Mist. Der ganze Rücken ist feucht. Hoffentlich ist nicht alles durchnässt. Das fängt ja gut an. Die Karten! Vorsichtig nehme ich den Rucksack herunter, öffne die vordere Klappe und entdecke auch gleich die Ursache: Die (bei Nichtgebrauch zusammenfaltbare) Wasserflasche hat einen Riss. Zum Glück konnte sie sich noch nicht vollständig entleeren und auch nur mein Notizbuch, ein Oberteil und, wie gesagt, die Rückseite des Rucksacks haben etwas abbekommen. Das trocknet wieder. Eine Kaufempfehlung für die nächsten Touren ist das aber sicher nicht. So stehe ich aber auch gleich vor der nächsten Herausforderung: Wohin mit dem restlichen Wasser? Eine Flasche habe ich noch in Reserve, also beginne ich mit dem Umfüllen. Was auch ganz gut funktioniert. Zumindest schütte ich nichts auf den Sitz, sondern kann das meiste Wasser mit der Ersatzflasche und meiner Hose auffangen. Jetzt erfahre ich zumindest, ob Worte wie „gewachst“ und „schnelltrocknend“ nur markige Werbesprüche dekorieren sollen, oder tatsächlich annähernd der Realität entsprechen.

Nach wie vor hinter der Zeit erreicht der Zug gegen 21:40 Uhr den Gare du Nord in Paris. Auf dem Weg vom Gleis zur Metro entsorge ich die Faltflasche und steige die Treppe hinab in den Tunnel. Da ich noch ein Ticket für die Metro benötige, steuere ich die Automaten an dessen Ende an. Ich gebe zu, dass mich die Navigation durch die fremdsprachigen Auswahlmenüs etwas verunsichert. Der Automat verlangt 1,60 €. Mist, kein Kleingeld. Jetzt wird es interessant. Sieben Jahre Schulfranzösisch, Frankreichurlaube in nahezu jeden Schulferien – du schaffst das! « Excusez-moi ! » Es ist schwierig, überhaupt einen Blickkontakt mit jemandem herzustellen. Endlich lässt sich eine Dame ansprechen: « Pourriez-vous changer 10 € ? » « Non. » Ein weiterer Versuch bei einem Pärchen, ebenfalls mit schweren Rucksäcken beladen: « Non. » Bei einer jungen Familie habe ich dann Glück. Wechseln können sie zwar nicht, drücken mir aber mit einem Lächeln das benötigte Kleingeld in die Hand und wünschen einen schönen Tag. Nette Menschen. Jetzt noch einmal den Automaten besiegen und Daumen drücken, dass auch das richtige Ticket ausgeworfen wird. Ich zahle jedenfalls die bekannten 1,60 € und wende mich der Schleuse zu. Ich werde, von einem fröhlichen „Claque! » begleitet, durch alle Tore hindurch gelassen.

Die Fahrt mit der Metro zum Gare Montparnasse dauert etwa 20 Minuten. Der Fußweg von der Metrostation zum Bahnhof kommt mir so vor, als würde ich Paris noch einmal zu Fuß unterqueren. Habe ich das nicht gerade schon mit der Metro getan? In Köln hätten sie auf diese Distanz mindestens zwei weitere Stationen gebaut. Als wäre das nicht genug, stelle ich, am Gleis angekommen, fest, dass sich mein reservierter Sitzplatz am anderen Ende des Zuges befindet. Und so ein TGV-Doppelzug ist gut und gerne 400 Meter lang!

Paris Metro
Paris SNCF
TGV

Nachdem der Umstieg endlich vollzogen ist, gelingt um 22:55 Uhr pünktlich die Abfahrt. Ich sehe, wie wir die Autos auf der benachbarten Autobahn stehen lassen und lehne mich zurück. Endlich Ruhe. Ich gönne mir an der Bord-Bar einen letzten Luxus: Eine Dose Desperados für 6 €. Egal, ich habe Urlaub. Ab jetzt kann ich es mir bis morgen um kurz vor 07:00 Uhr gemütlich machen, denn es geht ohne weiteren Umstieg bis nach Hendaye.

Hendaye
Hendaye Casino

Originalfassung des Berichts aus dem Notizbuch:
17:46 Abfahrt in Köln, 2 Min verspätet. Frau vor mir schimpft, weil jemand ihr Gepäck in der Ablage verrückt hat. Frau neben mir zickt rum, weil sich die Leute über ihren Koffer beschweren, der mitten im Gang steht. Dort bleibt er auch… Platznachbarin bekommt SMS: "Hex hex, PLING, PLÄNG"… Oh je…
18:32 technischer Defekt am Thalys, stehen erstmal.
18:36 Zug fährt ab Aachen
18:45 kurzer Stopp auf offener Strecke
19:40 sonnig nach zuvor Regen. Schon länger an Lüttich vorbei
20:03 Ankunft Brüssel. Koppeln an anderen Zug an. Jetzt bitte Vollgas! Nachbarin hat den Platz gewechselt. Glaube sie hat mitgelesen. Egal, endlich PLATZ!!
20:10 Damn! Liebe Anja, tut mir leid, aber die tolle Faltflasche hat den Geist aufgegeben. Der Verschluss tut nicht mehr, wofür er diesen Namen trägt. Zum Glück liegt der Rucksack bis Paris auf dem Rücken, wo das Wasser sowieso schon eingezogen ist. Dann verteilt es sich wenigstens nicht weiter. Das Heft hat ein bisschen was abbekommen, dafür aber die Karten (!) und Klamotten nicht. Nur der Rückenteil ist jetzt natürlich klatschnass, von aussen wie von innen.
20:41 Nettes Mädel von schräg gegenüber fragt mich, ob ich kurz auf ihren Laptop aufpassen könne. Klar kann ich. So, hab ich gut gemacht, hat keiner geklaut :)
20:54 Beim Versuch, die Reste aus der Faltflasche umzufüllen habe ich mir beim absetzen alles über die Hose gekippt. Naja, mal sehen, was genau 'schnelltrocknend' heisst und was es bringt, eine gewachste Hose zu tragen.
21:10 Parkende Autos auf der Autobahn. Umsteigen in Paris hat super geklappt. Habe die Metro ohne Probleme finden können, nur bin ich mit dem Ticketautomaten nicht wirklich zurechtgekommen. Egal, 1,60 € bezahlt, überall durchgelassen worden und den Zug in Montparnasse rechtzeitig erwischt. Abfahrt planmässig. Zug: Ewig lang, ich musste nach ganz hinten. Letzter Luxus: 1 Dose 0.5 Desperados für 6 (!!!) €. Von Schlaf kann aber keine Rede sein.
07:00 Ankunft Hendaye. Gerade erst hell geworden, hier schläft noch alles. Eine Boulangerie hat geöffnet. Wetter diesig, zugezogen. Auf zum Casino am Strand, dem offiziellen Start des GR10!
Wegpunkte:

Bahnhöfe

Köln Hbf (50°56'33.26"N, 6°57'32.31"E)
Paris, Gare du Nord (48°52'53.62"N, 2°21'20.34"E)
Paris, Gare Montparnasse (48°50'26.71"N, 2°19'10.09"E)
Hendaye, Gare (43°21'11.73"N, 1°46'56.09"W)


Ortschaften

Köln, 55 m (50°56'33.26"N, 6°57'32.31"E)
Aachen (50°46'23.94"N, 6° 6'7.60"E)
Lüttich (50°37'57.21"N, 5°34'46.80"E)
Brüssel (50°51'1.22"N, 4°21'6.16"E)
Paris, 33 m (48°51'23.81"N, 2°21'8.00"E)
Bayonne (43°29'34.69"N, 1°28'29.28"W)
Hendaye, 4 m (43°22'23.86"N, 1°46'26.52"W)


Verfasst: 07.08.2009; Überarbeitet: 13.04.2012

-== ZUM INHALT ==-

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen